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Kurs: Praxisforum Medienbildung: Desinformation
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Praxisforum Medienbildung: Desinformation

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Einführung

Icon InputUm das Thema Desinformation zu verstehen, müssen die Rahmenbedingungen, in denen sie entsteht bzw. vorkommt und die dahinter liegenden Motive betrachtet werden. Dazu gehören vor allem Kenntnisse zur Veränderung der Medienlandschaft und den damit einhergehenden Veränderungen von demokratischen Meinungsbildungsprozessen.

Durch die Digitalisierung sind zu den traditionellen Massenmedien Internetangebote und Soziale Medien als wichtige Informationsquelle für die Informations- bzw. Nachrichtengewinnung hinzugekommen. Der öffentliche Diskurs hat sich dadurch nachhaltig verändert. Zu den journalistischen Beiträgen klassischer Medien gibt es weitere, alternative Informationsquellen im Informationsgeschäft wie Intermediäre (Dienste, wie z. B. Suchmaschinen, die Informationen nach verschiedensten Gesichtspunkten sammeln, gewichten und präsentieren) und individuelle Angebote einzelner Personen und Gruppierungen. Außerdem erweitern sich dadurch die Möglichkeiten Informationen nachzurecherchieren, zu ergänzen oder ggf. zu korrigieren. Diese Veränderung der Medienlandschaft mit den aktiven Gestaltungsmöglichkeiten wird auch unter dem Stichwort Demokratisierung der Medien gefasst.

Ob auf YouTube, TikTok, Instagram, Blogs oder Webseiten – jede:r kann gleichzeitig Produzent:in und Konsument:in von Informationen sein. In diesem Zusammenhang wird auch oft der Begriff Prosument:in verwendet, der eine Kombination aus diesen beiden Wörtern ist.

In der Medienlandschaft von gestern hatten traditionelle Massenmedien (Rundfunk, Fernsehen) als Gatekeeper die Funktion zu informieren, um damit Meinungsbildung zu unterstützen und eine  Kritik- und Kontrollfunktion von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft innerhalb der Demokratie zu übernehmen. Die Gatekeeper-Funktion bedeutete als “Schleusenwärter” oder “Türsteher” Informationen auszuwählen bzw. zu filtern.

Nachrichten und Informationen wurden auf Grundlage von journalistischen Prinzipien ausgesucht und erarbeitet (z. B. fundierte Recherche, Zweiquellenprinzip, also die Absicherung einer Information durch zwei unabhängige Quellen, Abgleich in Redaktionskonferenzen, Korrespondent:innen vor Ort).

Aus der Konkurrenz mit den zusätzlichen Kommunikationsangeboten nicht journalistischer Akteur:innen wachsen neue Dynamiken und ökonomische Zwänge in der gesamten Medienlandschaft. Inhalte müssen möglichst schnell und mit attraktiver Aufmachung das Publikum erreichen. Das schafft auch Raum für fehlerhafte oder unseriöse Angebote. Akteur:innen mit Desinformationsabsicht bedienen sich rhetorischer und manipulativer Instrumente, präsentieren halbwahre oder falsche Aussagen als vermeintlich reale, wahre Fakten und diskreditieren klassische Medien als Lügenpresse. Die Motive dahinter sind nicht immer transparent und offensichtlich, die Bewertung von Informationen wird zunehmend schwieriger. Desinformation wirkt sich dadurch auch auf die gesellschaftliche Debatte aus.

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